Winterzeit = Erkältungszeit

Nicht schon wieder – eine Blasenentzündung!
12. Dezember 2019
Alle anzeigen

Winterzeit = Erkältungszeit

Antibiotika – Nutzen und Nebenwirkungen (Risiken) Antibiotika können Leben retten. Sie besitzen aber auch unerwünschte Wirkungen auf unseren Darm und schädigen wichtige Darmbakterien, die unser Immunsystem unterstützen. Die so veränderte Darmflora stört die Abwehr und der Patient wird infektanfälliger.

Durch das Abtöten spezieller Milchsäurebakterien wird die Darmbarriere beschädigt (Leaky Gut Syndrom) – das Risiko für Folgeinfekte steigt. Ebenso können sich krankmachende Bakterien vermehren und zu gefährlichen Darminfektionen (z.B. durch Clostridium difficile) führen. Durch Antibiotika wird die Bildung von Resistenzgenen der Bakterien gefördert. Dadurch steigt die Gefahr für chronische und therapieresistente Infektionen. Des Weiteren stören Antibiotika die Bildung körpereigener antimikrobieller Stoffe und hemmen wichtige Immunzellen. Als Folge davon sinkt die allgemeine körpereigene Abwehrfähigkeit.

Auch das Schleimhaut-Abwehrsystem, das alle Schleimhäute des Menschen schützt kann durch Antibiotika beeinträchtigt werden. Hier führt eine Verminderung der sehr wichtigen Enterokokkenbakterien zu einer verminderten Schleimhautabwehrfähigkeit (z.B. der oberen Atemwege) und die Entzündungsbereitschaft des Darmepithels steigt. Das kann zu vermehrten Atemwegsinfektionen und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie M. crohn und Colitis ulcerosa führen.
Selbst wenn sich die bakterielle Zusammensetzung nach Antibiose scheinbar erholt hat, sind der Darm und seine Bakterien antibiotisch geprägt. Kinder in westlichen Ländern erhalten 10-20 antibiotische Therapien bis zum 18. Lebensjahr. Das erhöht das Risiko für Asthma und Übergewicht.

Als erste Maßnahme sollten diagnostische Möglichkeiten zur Unterscheidung von viralen- und bakteriellen Infekten genutzt werden (Bestimmung von CRP oder Procalcitonin im Blut). Antibiotika helfen nur bei bakteriellen Erkrankungen – nicht bei Virusinfekten!
Zweitens sollten mit jeder(notwendigen) Antibiose immer Probiotika (Milchsäurebakterien) zum Ausgleich des Kollateralschadens im Darm und bei Frauen auch für die vaginale Schutzflora (zur Vorbeugung von Pilzinfektionen) mitverordnet werden. Enterokokken vermindern die Reinfektionsrate und können so wiederholten Antibiosen vorbeugen.

Eine differenzierte Analyse der Darmbakterienbesiedlung über Stuhlproben hilft bei der gezielten Aufbautherapie.

Dr. med. Jens Schaaf


Praxis auf dem Petrisberg
Dr. med. Jens Schaaf
Facharzt für Innere- und Allgemeinmedizin, Naturheilkunde & Integrative Medizin